04.04.22 - Am 1. April 2022 trafen sich die Fachpräsidenten von Agrotec Suisse im AM Suisse-Bildungszentrum in Aarberg.
Nachdem die Tagung 2021 virtuell durchgeführt wurde, kamen die Fachpräsidenten dieses Jahr wieder physisch zusammen. Die Freude über die Begegnungen war entsprechend gross. Jörg Studer, Präsident Agrotec Suisse, blickte zu Beginn auf ein anspruchsvolles Jahr zurück. Die Pandemie forderte laufend Flexibilität und Improvisation. Lieferengpässe, Preiserhöhungen und Ungewissheiten stellten die Mitglieder vor neue Situationen. Es wurden aber auch Weichen für die Zukunft gestellt – die Ablehnung der beiden Agrarinitiativen bewahrte die Landtechnikbranche vor weiteren nicht kalkulierbaren Risiken. Das vergangene Jahr zeigte insgesamt, wie wichtig es ist, mit Mitarbeitenden, Kunden und Partnern transparent zu kommunizieren. Gekrönt wurde das Jahr durch den Europameistertitel der Landmaschinenmechaniker von Sandro Weber. Er hat bewiesen, dass sich Talent, Fleiss und Motivation auch auf höchster Ebene lohnen.
Projektleiter Berufsbildung
Dann stellte sich der neue Projektleiter Berufsbildung, Andreas Löffler, vor. Er hat die Stelle Anfang Januar angetreten. Andreas Löffler ist nicht nur gelernter Kfz-Mechaniker und Fahrlehrer, sondern auch Uhrenmacher. Neben verschiedenen Fortbildungen hat er ein BWL-Studium sowie eine Weiterbildung als Teamcoach absolviert. 2008 wechselte er in die Uhrenindustrie in der Region Biel. Seine ersten drei Monate in Aarberg waren geprägt vom Kennenlernen der neuen Umgebung und der Berufsprüfung 2022.
Spartenrechnung 2021
Andreas Baumgartner, Ressortleiter Finanzen, konnte anhand der Spartenrechnung aufzeigen, dass der Fachverband auf gesunden Beinen steht. Der Anzahl Mitglieder und folglich der Mitgliederbeitrag blieb konstant. Bei den Projekten «Fachkundeunterlagen», «HFP Prüfungen» und «Dienstleistungspartner» wurde mehr Ertrag als budgetiert erzielt. Dem gegenüber stehen Mindererträge aufgrund nicht durchgeführter Veranstaltungen, wie der Hufbeschlagstagung oder der im minimalen Rahmen durchgeführten SwissSkills. Höhere Aufwände bei der Berufsprüfung Diagnosetechniker/in wurden zum Teil durch höhere Subventionen abgefedert.
Wahlempfehlungen
Jörg Studer stellte fest, dass der Vorstand erfreulicherweise seit 2017 in gleicher Zusammensetzung arbeitet. Die Konstanz erlaubt es, auch schwierige Situationen zu meistern. Der Vorstand Agrotec Suisse findet es wichtig, dass die Kontinuität weiter anhält, und schlägt deshalb vor, die beiden zur Wiederwahl stehenden Vorstandsmitglieder Andreas Baumgartner (Vizepräsident und Ressort Finanzen) und Werner Berger (Wirtschafts- und Kommunikationskommission) an der Fachverbandsversammlung in Pratteln wiederzuwählen.
Dank an Jürg Köchli
Jürg Köchli, Präsident der Meisterprüfungskommission, gibt diese Aufgabe am 24. Juni 2022, nach drei Amtsperioden, ab. Pius Buchmann, Ressort Berufsbildung, würdigte sein grosses Engagement. Jürg Köchli ist über 20 Jahre im Verband als Experte und Kommissionsmitglied tätig und hat damit den Verband und die Aus- und Weiterbildung geprägt. Als Präsident der Meisterprüfungskommission hat er neben der Durchführung der regulären Prüfungen die Prüfungsordnungen und Wegleitungen der Meisterprüfungen fertiggestellt. Eine grosse Hürde hat er mit der Überführung der Berufsprüfung vom Werkstattleiter zum Diagnosetechniker genommen. Die ersten Prüfungen HFP und BP nach neuer Prüfungsordnung konnten durchgeführt, und Erkenntnisse daraus bereits abgeleitet werden. Pius Buchmann: «Wir danken Jürg herzlich für sein Engagement für die Berufsbildung und unseren Verband.» Die Verabschiedung wird an der Fachverbandsversammlung am 24. Juli 2022 in Pratteln stattfinden. Die Suche nach einem Nachfolger läuft. Pius Buchmann und Jörg Studer übernehmen solange das Präsidium interimistisch.
LGAV-Neuverhandlungen
Peter Meier, Zentralpräsident AM Suisse, berichtete über den Stand der LGAV-Neuverhandlungen und würdigte die bisher geleisteten Vorarbeiten. Der laufende Landesgesamtarbeitsvertrag ist noch bis Ende 2023 gültig (Allgemeinverbindlichkeit bis 30.06.2024). Um einen breit abgestützten Inhalt des LGAV zu gewährleisten und die Bedürfnisse der Branche abzuholen, haben sich die Vertreter der Arbeitgeberseite in der PLKM entschieden, eine Umfrage zu Änderungen und Optionen durchzuführen. Angedacht ist, dass der LGAV im ersten Halbjahr 2023 verhandelt wird und an der Delegiertenversammlung 2023 des AM Suisse zur Abstimmung unterbreitet werden kann. Peter Meier forderte alle Anwesenden und alle Mitglieder in den Regionalen Branchen- und Fachverbänden auf, sich möglichst zahlreich an der Umfrage zu beteiligen. Insbesondere geht es um die Frage nach dem Mindestlohn, nach einem Karenztag und die Regelung der Überstunden. Weitere gewünschte Themen können eingereicht werden.
«Nein» zur Massentierhaltung
Werner Berger informierte, dass Agrotec Suisse den Mitgliedern ein «Nein» zur Massentierinitiative empfiehlt. Das geltende Tierschutzrecht verbietet die Massentierhaltung heute schon. Die Gesetzgebung schützt das Wohlergehen der einzelnen Tiere unabhängig von deren Anzahl. Der von der Initiative geforderte Standard existiert mit dem Bio-Angebot und anderen Tierwohllabels bereits. Zudem wäre die geforderte Importregelung mit den internationalen Verpflichtungen der Schweiz nicht vereinbar und nur mit grossem administrativem Aufwand umsetzbar. Der Bundesrat und eine breite Allianz von Organisationen lehnen die Initiative ab.
Arbeitsgruppen «Seminare»
Um das Bedürfnis nach Seminaren für die Mitglieder zu überprüfen, wies Werner Berger die Anwesenden an, in Arbeitsgruppen Themen zusammenzutragen. Die Ergebnisse fasste er folgendermassen zusammen: Kommunikation (Social Media, Kundendienst, Telefon etc.), Betriebsführung (Nachfolge, Versicherung, Leistungsverrechnung), Personal (suchen, halten und fördern), Ausbildung von Ersatzteilmitarbeitenden. Die Erkenntnisse werden mit den entsprechenden Resultaten von Metaltec Suisse abgeglichen und für zukünftige Angebote priorisiert.
CLIMMAR Branchentrend
Anhand der Erhebung der CLIMMAR – dem internationalen Netzwerk der Landmaschinenbranche – zeigte Werner Berger die Umsatzentwicklung in den Mitgliederländern auf. Im Gegensatz zum Allzeithoch im Vorjahr sieht es in der Vorausschau bei den Neumaschinen und dem Gesamtumsatz in der Schweiz und mehreren weiteren Ländern weniger rosig aus. Es herrscht zwar nach wie vor eine rege Nachfrage, die aber aufgrund der aktuellen Schwierigkeiten nicht befriedigt werden kann. Die ersten Zeichen in diesem Jahr sind deutlich: die Anzahl der Neuzulassungen hat im Januar um über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgenommen.
Erfolgreiche Diagnosetechniker/innen
Pius Buchmann gratulierte den Absolventen der Berufsprüfung Diagnosetechniker/in. Von 61 Kandidaten haben 51 die Prüfung 2022 erfolgreich geschafft. 39 Kandidaten kommen aus der Deutschschweiz und 22 aus der Romandie. Insgesamt sind es 43 Landmaschinenmechaniker und 18 Baumaschinenmechaniker. Pius Buchmann gratulierte den Absolventen herzlich und wünschte ihnen einen erfolgreichen weiteren Berufsweg.
Nachwuchswerbung
Pius Buchmann erinnerte daran, das Werbematerial für die Nachwuchswerbung einzusetzen. Berufsmessen und Hausausstellungen sind ideale Plattformen, um Jugendliche anzugehen und mit Infomaterial einzudecken. Flyer, Berufsbilder, Blachen, Rollups und so weiter können auf der Website www.agrotecsuisse.ch bestellt werden.
Berufsbildung: 5-Jahres-Überprüfung
Dieses Jahr findet die angekündigte Umfrage zur Berufsentwicklung statt. Sie wird mit Vertretern aus den verschiedenen Branchen und Regionen durchgeführt. Das Ziel ist, herauszufinden, wo Handlungsbedarf besteht. Dabei sind nicht nur die Ressourcen der Miliz, sondern auch der Geschäftsstelle gefordert.
SwissSkills 2022
Vom 7. bis 11. September 2022 finden die SwissSkills wieder im nationalen Rahmen in Bern statt. Die Grossveranstaltung ist eine ideale Plattform, um die Landtechnik-Berufe einem breiten Publikum zu präsentieren.
Handmessgerät
Anstelle des entschuldigten Jean-Lous Henchoz informierte Thomas Teuscher über das neue Handgerät für das Agrotec Suisse-Bremskraftmessgerät. Seit der Lancierung im November 2021 wurden schon vier Geräte verkauft. Die Rückmeldungen sind sehr positiv, geschätzt wird vor allem die intuitive Menüführung und die Möglichkeit, das Resultat direkt auf dem Bildschirm des Messgeräts anzuschauen. Als Nächstes steht die Überarbeitung des digitalen Bremstestprotokolls an.
Gewässerschutz
Gewässerschutz wird immer wichtiger und auch Landtechnikbetriebe müssen über einen konformen Waschplatz verfügen, um Spritzen zu testen. Grundsätzlich darf das Waschwasser nicht in Oberflächengewässer oder in Kläranlagen gelangen. Typischerweise wird das Waschwasser auf einem Landtechnikbetrieb in ein Rückhaltetank geleitet oder einem Reinigungssystem zugeführt. Es ist wichtig zu wissen, dass für die Umsetzung der Gewässerschutzverordnung die Kantone zuständig sind. Diese können unterschiedlich kontrollieren und bei Fehlverhalten unterschiedlich sanktionieren.
Ab dem 1. Januar 2023 wird die Innentankreinigung für alle für den Pflanzenschutz eingesetzten Geräte mit mehr als 400 Litern obligatorisch. Auf dem Markt gibt es unterschiedliche Systeme – bis Ende 2022 werden 50 Prozent der Anschaffungskosten für die Innentankreinigung subventioniert.
Weiterbildung der Hufschmiede
Peter Wäfler informierte über den Stand der Überarbeitung der Weiterbildung. Nach den Vorarbeiten fand mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) eine virtuelle Besprechung statt. Darin konnte der Wunsch nach einer Berufsprüfung dargelegt werden. Daraufhin erfolgte die Aufforderung, die Unterlagen einzureichen. Demnächst sollten die Terminvorschläge für ein Kick-off für den offiziellen Start der Arbeiten eintreffen. Am 23. und 24. April findet an der OFFA in St. Gallen die Selektion für die SwissSkills in Bern statt. An der nationalen Veranstaltung werden die Hufschmiede dann zusammen mit dem Verein Netzwerk Kleinstberufe ausstellen. Auch Peter Wäfler weist auf die Mittel für die Nachwuchswerbung hin. Die neue Webseite werdehufschmied.ch respektive devientmaréchalferrant.ch wird im April aufgeschaltet.
Gründung des Agrotec Romandie
Paul Mooser stellte die Entwicklung in der Westschweiz dar. Am 10. März 2022 fand die Vorbereitungssitzung zur Gründung des Agrotec Romandie statt. Das Projekt wurde über zehn Jahre lang diskutiert und vorbereitet. Agrotec Romandie ist die Dachorganisation der bestehenden regionalen Fachverbände. Sie vertritt deren Interessen auf regionaler und nationaler Ebene. Agrotec Romandie setzt sich für eine zukunftorientierte Aus- und Weiterbildung ein und arbeitet eng mit dem Bildungszentrum Aarberg zusammen. Für die Sicherung der Zukunft setzt sie auf enge Zusammenarbeit mit den Geschäftsstellen AM Suisse und Agrotec Suisse.
Einsatz für das Wohl der Branche
Am Schluss der Tagung dankte Jörg Studer allen Mitarbeitenden des Agrotec Suisse, des Bildungszentrums, des AM Suisse, allen Milizarbeitenden und allen, die sich täglich für das Wohl der Branche einsetzen.